Die „Blue Marble“ – Wie ein Foto unser Denken veränderte

Die „Blue Marble“ – Wie ein Foto unser Denken veränderte

Ein einziges Foto veränderte 1972 unseren Blick auf die Erde. Die „Blue Marble“ zeigt die Erde als leuchtend blaue Kugel, einsam im schwarzen All schwebend. Diese neue Perspektive gab der Ökologiebewegung und den Tech-Pionieren im Silicon Valley einen wichtigen Denkanstoß.

Die Entstehung der „Blue Marble“

 Das Foto der Blue Marble war ein Zufallsschnappschuss. Aufgenommen wurde es am 7. Dezember 1972 während der Apollo 17 Mission, der letzten Mondmission der NASA. Es war der perfekte Moment. Die Sonne stand günstig direkt hinter ihrem Raumschiff und beleuchtete die gesamte Erdkugel. Es ist bis heute unklar wer den Auslöser drückte und damit eins der meistpublizierten Fotos der Geschichte machte.

Die „Blue Marble“ ist das berühmteste, aber nicht das erste Foto der Erde aus dem All. Vier Jahre zuvor hatte bereits William Anders während der Apollo 8-Mission das  sogenannte „Earthrise“-Foto aufgenommen. Es zeigt, wie die Erde als kleiner blauer Ball über dem Mondhorizont aufgeht.

Das Earthrise Bild von 1968

Die Ökologiebewegung der 70er Jahre

Der kanadische UN-Sonderbeauftragte Maurice Strong eröffnete am 5. Juni 1972 die erste große internationale Umweltkonferenz in Stockholm mit eindrücklichen Worten, die auf das berühmte „Earthrise“-Foto von 1968 Bezug nahmen:

„Das unser Zeitalter beherrschende Bild ist das Bild der Erde, wie sie über dem Horizont des Mondes aufgeht – als eine schöne, einsame, zerbrechliche Kugel. Sie ist Heimat der gesamten menschlichen Gattung und trägt deren Leben. (…) Was uns dieses Bild mit seiner dramatischen Kraft vermittelt: Alle gemeinsam sind wir von der Gesundheit unserer einen und einzigen Erde abhängig. Unser gemeinsames Interesse, sie zu pflegen und zu bewahren transzendiert alle unsere willkürlichen Trennungen.“

1200 Delegierte aus 113 Nationen versammelten sich in Stockholm, darunter erstmals auch viele Vertreter von NGOs und Umweltaktivisten. Die Konferenz führte zur Gründung des UN-Umweltprogramms (UNEP) und legte den Grundstein für eine globale Umweltpolitik. Der französische Mikrobiologe René Dubois prägte hier den Slogan „Think globally, act locally“ und machte damit klar: Globale Probleme lassen sich nur gemeinsam lösen.

Die 1970er Jahre wurden zum Jahrzehnt einer ökologischen Revolution und die „Blue Marble“ gab dafür einen wichtigen Anstoß. Sie stärkte das Bewusstsein einer globalen Schicksalsgemeinschaft. Die britische Ökonomin Barbara Ward schrieb über das „Spaceship Earth“, der Club of Rome warnte in „Die Grenzen des Wachstums“ vor unkontrolliertem Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum angesichts der planetaren Grenzen.

Cover des Whole Earth Catalogues

Whole Earth Catalog – Ökologiebewegung und das Silicon Valley

Im März 1966 wirft sich Stuart Brand einen LSD-Trip ein und steigt auf das Dach eines Hauses. Die neue Perspektive bringt ihn auf eine Idee:

„Ich schaue aus einer Höhe von neunzig Metern und zweihundert Mikrogramm auf San Francisco herab und denken, ich kann von hier aus sehen, dass die Erde gekrümmt ist. Da kam mir der Gedanke, je höher man geht, desto deutlicher kann man die Erde als Rund erkennen.“

Brand glaubt, dass ein Foto der Erde aus dem All das Bewusstsein der Menschheit verändern könnte. Warum das Bild ihn so fasziniert? Vielleicht auch weil er, Jahrgang 1939, ein Kind des Kalten Krieges ist. Die „Blue Marble“ ist für Brand eine Art Gegenbild zum Atompilz von Hiroshima und ein Bild der Hoffnung. Er steigert sich in die Idee hinein, dass ein Bild der Erde aus dem All das Bewusstsein der Menschen verändern kann und beginnt eine Kampagne, mit der er die NASA auffordert, ein solches endlich zu veröffentlichen. Schon am nächsten Morgen beginnt er Buttons und Poster zu drucken, und macht sich auf, um sie in Berkeley auf dem Campus der Universität für 25 Cent das Stück zu verkaufen.

 1968 veröffentlicht Brand den „Whole Earth Catalogue“ eine Bibel der Counterculture. Die erste Auflage verkaufte er mit seiner Frau Lois für fünf Dollar in ihrer Wohnung in Menlo Park. Der Katalog verband praktische Anleitungen für Aussteiger mit revolutionären Ideen. IN seinem eigenwilligen Produktkatalog wollte Brand „Werkzeuge“ präsentieren, die das Bewusstsein verändern und das Leben verbessern sollten. Die Leser:innen konnten Kommentare einsenden, die in der nächsten Ausgabe erschienen – ein analoger Vorläufer späterer Online-Communities.

Die letzte Ausgabe erschien 1972 mit dem Slogan „Stay hungry, stay foolish“ – Worte, die Steve Jobs später in einer berühmten Rede in Stanford aufgriff. Jobs sah im Katalog einen Google in Papierform: „It was sort of like Google in paperback form, 35 years before Google came along: It was idealistic and overflowing with neat tools and great notions.” Viele Ideen der linken Gegenkultur der 60er Jahre inspirierten die Tech-Pioniere des Silicon-Valley: das Aussteigertum, ihre Gesellschaftskritik und das Hacker-Ethos des „Do it yourself“. Doch sie verwandelten den revolutionären Geist der Gegenkultur in einen neoliberalen Tech-Kapitalismus.

Die Ideen der Kybernetik sind eine wichtige gemeinsame Inspirationsquelle für die Counterculture und die Cyberculture. Nach dem Zweiten Weltkrieg war sie als Wissenschaft von der Steuerung und Regelung in Systemen entstanden. Die amerikanische Gegenkultur griff ihre Ideen begeistert auf. Dass die Kybernetik ein holistisches Welt- und Gesellschaftsbild vertrat und Theoreme der Ökologie dazu nutze, um wechselseitige Einflüsse und Verbindungen zwischen verschiedenen Akteuren zu denken, passte gut zu den Gesellschaftsutopien der Zeit.

Die Tech-Eliten des Silicon Valley begeisterte dagegen vor allem das technologische Weltbild der Kybernetik, das Unterschiede und Trennungen zwischen Mensch, Technik und Natur durch Begrifflichkeiten aus der Schaltungstechnik und der formalen Logik aufzulösen versuchte. Der aktuelle KI-Hype zeigt, wie stark dieses technologische Denken nachwirkt und das Verständnis von „Denken“ dem Modell des Technischen angepasst hat.

Die „Blue Marble“ steht für einen historischen Moment und zeigt die Verknüpfungen zwischen der linken Gegenkultur der 60er und 70er Jahre in den USA und der beginnenden „Kalifornischen Ideologie“ des Silicon Valley. Es ist ein Foto, das unser Denken veränderte und uns zeigt, wie nah Utopie und Dystopie beieinander liegen können.

Zum Weiterlesen:

Fred Turner, From Counterculture to Cyberculture. Stewart Brand, the Whole Earth Network, and the Rise of Digital Utopianism, University of Chicago Press, 2006, 327 Seiten.

Thomas Rid, Maschinendämmerung. Eine kurze Geschichte der Kybernetik, Propyläen Verlag, 2016, 432 Seiten.

Joachim Radkau, Die Ära der Ökologie. Eine Weltgeschichte, C.H. Beck, 2011, 782 Seiten.

 

Meilensteine der Klima- und Umweltpolitik

Meilensteine der Klima- und Umweltpolitik

In der Geschichte der Klima und Umweltpolitik reihen sich viele wichtige Gipfeltreffen aneinander: Stockholm, Rio, Kyoto. Aus diesen großen Treffen sind Strategien, Ziele und Programme hervorgegangen, die eine nachhaltige und gerechte Gesellschaft anstreben. 

Viele Ziele sind heute leider noch immer entfernte Zukunft, aber sie prägen trotzdem unser Handeln: die SDGs, die Agenda 2030, der Brundtland-Bericht und aktuell die CSRD.

Um einen besseren Überblick zu bekommen, habe ich diese Timeline erstellt. Sie ist nur ein Ausschnitt und eigentlich müsste man sie um viele weitere wichtige Ereignisse und politische Wendepunkte ergänzen – von Fridays for Future bis Fukushima.

Eine Infografiken mit den wichtigsten Ereignissen der Klima- und Umweltpolitik

1972: UN-Konferenz über die menschliche Umwelt in Stockholm

Diese erste große internationale Umweltkonferenz war ein Meilenstein in der Geschichte des globalen Umweltschutzes. Hier kamen Vertreter:innen von 113 Staaten sowie zahlreiche Nichtregierungsorganisationen zusammen. Der Schwerpunkt lag auf der Bekämpfung der Umweltverschmutzung und der Ressourcenkrise sowie auf der Förderung nachhaltiger Entwicklung. Die Konferenz führte zur Gründung des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP), das seither eine zentrale Rolle in der internationalen Umweltpolitik spielt. Ein weiteres zentrales Ergebnis war die Stockholmer Erklärung, die 26 Prinzipien für die Umwelt- und Entwicklungspolitik festlegte.

1987: Veröffentlichung des Brundtland-Berichts

Die norwegische Präsidentin Gro Harlem Brundtland übernahm den Vorsitz der 1983 gegründeten Weltkommission für Umwelt und Entwicklung. Sie veröffentlichte 1987 den Bericht “Our Common Future”, der heute hauptsächlich als “Brundtland-Bericht” bekannt ist, und erstmals den Begriff nachhaltiger Entwicklung definiert. Der Bericht hob die engen Verbindungen zwischen ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Problemen hervor und forderte eine umfassende Strategie, um diese Herausforderungen anzugehen. Dieser Bericht beeinflusste maßgeblich die Agenda der nachfolgenden internationalen Umweltkonferenzen und Nachhaltigkeitsinitiativen.

1992: UN-Konferenz in Rio de Janeiro

Die Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung, auch bekannt als “Erdgipfel”, versammelte über 170 Länder. Sie führte zur Verabschiedung dreier bedeutender Dokumente: die Rio-Erklärung über Umwelt und Entwicklung, die Agenda 21 und die Biodiversitätsabkommen. Die Agenda 21 ist ein umfassender Plan zur Förderung einer nachhaltigen Entwicklung. Der ebenfalls ausgehandelte Klimarahmenvertrag (UNFCCC) legte den Grundstein für internationale Klimaverhandlungen und das Biodiversitätsübereinkommen zielte darauf ab, die biologische Vielfalt zu schützen. Die Konferenz war ein Wendepunkt für die globale Umweltpolitik und setzte einen neuen Standard für internationale Zusammenarbeit.

 

1997: UN-Klimakonferenz in Kyoto

Auf der dritten Vertragsstaatenkonferenz (COP3) des Klimarahmenübereinkommens der Vereinten Nationen (UNFCCC) wurde das Kyoto-Protokoll verabschiedet. Dieses internationale Abkommen verpflichtete die Industrieländer zu spezifischen Treibhausgas-Reduktionszielen. Das Gesamtziel war, die globalen Emissionen gegenüber dem Niveau von 1990 um durchschnittlich 5% zu senken. Das Protokoll führte flexible Mechanismen ein, wie den Emissionshandel und den Clean Development Mechanism (CDM). Es war ein bedeutender Schritt zur Bekämpfung des Klimawandels, auch wenn sein Erfolg und seine vollständige Umsetzung in den Folgejahren umstritten blieben.

2002: Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung in Johannesburg

Der in Südafrika abgehaltene Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung, auch bekannt als Rio+10, überprüfte die Fortschritte seit der Rio-Konferenz 1992 und untersuchte Wege zur weiteren Umsetzung der Agenda 21. Eines der Hauptziele war es, die Kluft zwischen Zusagen und tatsächlichen Maßnahmen zu schließen. Der „Johannesburg-Aktionsplan“ konzentrierte sich auf globale Herausforderungen wie Armut, Zugang zu sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen, Gesundheitsversorgung, Energieversorgung und die nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen. Der Gipfel betonte die Bedeutung von Partnerschaften, sowohl öffentlich-privat als auch zwischenstaatlich, und förderte eine stärkere Beteiligung der Zivilgesellschaft an Entscheidungsprozessen.

2012: UN-Konferenz über nachhaltige Entwicklung (Rio+20) in Rio de Janeiro

Zwanzig Jahre nach der ursprünglichen Erdgipfel wurde Rio+20 einberufen, um das globale Engagement für nachhaltige Entwicklung zu erneuern. Die Konferenz führte zur Verabschiedung des Dokumentes „The Future We Want“, das den Mitgliedstaaten einen Fahrplan für nachhaltige wirtschaftliche und soziale Entwicklung bot. Dabei wurden die Prinzipien der „grünen Wirtschaft“ als Mittel betont, um Armut zu bekämpfen und wirtschaftliche Entwicklung mit Umweltschutz zu vereinbaren. Ein weiterer bedeutender Aspekt war die Entwicklung der Sustainable Development Goals (SDGs), die 2015 als Nachfolger der Millenniums-Entwicklungsziele (MDGs) verabschiedet wurden.

2015: UN-Klimakonferenz in Paris

Die 21. Vertragsstaatenkonferenz (COP21) des UNFCCC in Paris war ein historisches Ereignis, bei dem das Pariser Abkommen beschlossen wurde. Dieses Abkommen zielte darauf ab, die globale Erwärmung auf deutlich unter 2°C (möglichst unter 1,5°C) über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Das Abkommen war einzigartig, da es Länder verpflichtete, nationale Klimaschutzpläne zu entwickeln und regelmäßig über ihre Fortschritte zu berichten. Das Pariser Abkommen gilt als ein Durchbruch in der internationalen Klimapolitik.

 

2019: Europäischer Green Deal

Die Europäische Kommission, unter der Führung von Präsidentin Ursula von der Leyen, präsentierte 2019 den European Green Deal, dessen Ziel ist, die Europäische Union bis 2050 klimaneutral zu machen. Der Green Deal umfasst Maßnahmen zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen um mindestens 55% bis 2030 (im Vergleich zu 1990), Förderung der Kreislaufwirtschaft, Erhaltung und Wiederherstellung der Biodiversität und Förderung nachhaltiger Landwirtschaft. Der Plan beinhaltet auch Investitionen in grüne Technologien und Innovationen, sowie einen gerechten Übergang für die am stärksten betroffenen Regionen und Arbeitskräfte. 

2021: UN-Klimakonferenz COP26 in Glasgow

Die COP26 in Glasgow war entscheidend für die Umsetzung des Pariser Abkommens. Ein zentrales Ziel war es, die globalen Klimaschutzzusagen zu verstärken, um das 1,5°C-Ziel erreichbar zu halten. Die Konferenz führte zu neuen nationalen Verpflichtungen und verstärkten Klimafinanzierungszusagen, insbesondere zur Unterstützung von Entwicklungsländern. Ein weiterer wichtiger Erfolg war die Finalisierung des Regelwerks für den globalen Emissionshandel im Rahmen von Artikel 6 des Pariser Abkommens. Der Glasgow-Klimapakt forderte Länder auf, ihre nationalen Pläne häufiger als bisher zu aktualisieren. Die Konferenz unterstrich die Dringlichkeit sofortiger Klimaschutzmaßnahmen und die Notwendigkeit internationaler Zusammenarbeit.

2024: CSRD-Richtlinie der EU

Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) der EU tritt in Kraft und stellt erhebliche Anforderungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen. Sie erweitert die bisherige Non-Financial Reporting Directive (NFRD) und fordert von großen Unternehmen und börsennotierten Firmen detaillierte Informationen zu Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekten (ESG). Unternehmen müssen nach anerkannten Berichtsstandards (wie den European Sustainability Reporting Standards, ESRS) Bericht erstatten. Dies soll zur Transformation hin zu einer nachhaltigeren Wirtschaft beitragen und den Weg zu einer klimaneutralen EU bis 2050 unterstützen.

Nachhaltigkeit – Die besten Newsletter

Nachhaltigkeit – Die besten Newsletter

Nachhaltigkeit ist ein wucherndes Thema, das wie ein Wurzelgeflecht ganz unterschiedliche Bereiche miteinander verbindet. Da ist es nicht immer leicht, den Überblick über interessante Themen und neueste Entwicklungen zu behalten.

Zum Glück gibt es dafür Newsletter. In der Kommunikationsbranche werden sie hier und da schon totgesagt, weil Apps und Plattformen uns ständig mit neuen Inhalten versorgen. Aber gerade angesichts dieser Informationsflut finde ich es praktisch und inspirierend, kuratierte Informationen direkt in mein Postfach zu bekommen. Und noch dazu wurden sie ausnahmsweise mal nicht von Algorithmen ausgewählt, sondern von erfahrenen Journalist:innen.

Hier die Liste mit Newslettern, die ich gerne lese:

Team Zukunft (taz)
Der Umwelt- und Klima-Newsletter der taz hat immer ein inspirierendes Editorial im typischen taz-Sound – klar, unaufgeregt, aber auch ein bisschen bissig. Die Links führen nicht nur zu taz-Inhalten, sondern auch zu Studien und Papers, die jede Woche meinen Horizont erweitern.

(Wöchentlich, Donnerstag, kostenlos)
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Down to Earth (Guardian)
Vom Guardian erwartet man natürlich nichts anderes als hochkarätigen Qualitätsjournalismus, und das bekommt man natürlich auch im Nachhaltigkeitsnewsletter der britischen Zeitung. Neben Hinweisen auf die wichtigsten Artikel aus dem Guardian gibt es hier auch kleinere unterhaltsame Formate wie das „Creature Feature“, das immer ein vom Klimawandel betroffenes Tier in den Blick nimmt.

(Wöchentlich, kostenlos)
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Climate Forward (New York Times)
Der Newsletter der New York Times ist nicht nur sehr schön designt, sondern auch redaktionell wohlproportioniert, mit einem persönlichen Editorial, sehr ausführlichen Artikelteasern und kurzen News.

(Alle zwei Wochen, kostenpflichtig)
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Haufe Sustainability
Wer sich für Nachhaltigkeit im wirtschaftlichen und unternehmerischen Kontext interessiert, kommt an dem großen Software- und Weiterbildungsanbieter aus Freiburg nicht vorbei. Hier bleibt man zuverlässig auf dem Laufenden über den Stand aktueller Gesetze und Richtlinien von CSRD bis GCD. Die Teaser führen zu Meinungsbeiträgen, Interviews und Artikeln aus den Bereichen Nachhaltigkeitsmanagement, Kommunikation und Reporting auf der Nachhaltigkeitsseite von Haufe.

(Wöchentlich, kostenlos)
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Green Rocks
Weil Nachhaltigkeit ein großes und manchmal auch zu großes Thema ist, mag ich Autor:innen, die sich auf einzelne Aspekte konzentrieren. Der Wissenschafts- und Umweltjournalist Ian Morse tut genau das und schreibt über den Abbau von seltenen Erden und anderen natürlichen Rohstoffen, die in unseren digitalen Devices stecken. Ein Newsletter über die schmutzige, ressourcenintensive Seite der Digitalisierung. Green Rocks kann man kostenlos oder kostenpflichtig mit exklusiven Inhalten auch auf Substack lesen.

(Wöchentlich, kostenlos)
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Climate Change AI
Climate Change AI ist ein Netzwerk aus Forscher:innen und Programmierer:innen, die versuchen, Nachhaltigkeit mit ML und AI voranzubringen. Leider beschränkt sich der Newsletter auf Veranstaltungshinweise und verpasst damit die kommunikative Chance, das Thema und das Engagement dieses Netzwerks in ansprechenden Formaten zu erzählen. Nichtsdestotrotz finden sich hier Informationen zu einem hochaktuellen Forschungsfeld.

(Monatlich, kostenlos)
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Keep Cool (Nick van Osdol)
Dieser Newsletter beschäftigt sich mit den innovativen und sicherlich auch sehr lukrativen Bereichen Green- und Climate-Tech. Und er will cool sein, von der Grafik bis zur Headline. Toll sind die vielen kleinen Formate wie die „13 Headlines“ und wer gerade ein Start-up groß macht, findet hier unter „Curated Deals“ auch Fördergelder.

(Alle zwei Wochen, kostenlos)
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Ihr lest was anderes? Schreibt mir gerne, wenn ihr Vorschläge habt.

Nachhaltigkeit in KMUs – Ein Blick in die Praxis

Nachhaltigkeit in KMUs – Ein Blick in die Praxis

Nachhaltiges Wirtschaften stellt insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) eine große Herausforderung dar. Um das eigene Geschäftsmodell nachhaltig auszurichten, bedarf es nicht nur viel Zeit und Energie, sondern auch einer gründlichen Analyse aller Geschäftsbereiche, strategischen Gestaltungswillen und eine überzeugende Kommunikation. Von der Entwicklung und Umsetzung einer Nachhaltigkeitsstrategie bis hin zur Erstellung eines Nachhaltigkeitsberichts ist es oft ein langer Weg.

Berichtspflicht für KMUs ab 2026

Nachhaltigkeit sollte nicht nur als Imagefaktor, sondern als ökonomisches, ökologisches und soziales Kernthema im Unternehmen verankert werden. Dies bringt langfristig Vorteile, wie der Erfolg von Pionieren im Bereich der Nachhaltigkeit zeigt. Die aktuelle Ausgabe der Brand Eins berichtet über den oft steinigen Weg von Unternehmen wie Frosch, Frosta und VAUDE, der sich dennoch ausgezahlt hat. Stefan Schaltegger, Professor für Nachhaltigkeitsmanagement an der Leuphana Universität Lüneburg, betont in dem Artikel, wie wichtig es ist, sich früh mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen: „Je früher Unternehmen sich auf Nachhaltigkeit und eine zirkuläre Wirtschaft ausrichten, umso geringer sind tendenziell ihre Umstellungskosten und umso größer sind auch ihre potentiellen Wettbewerbsvorteile.“

Für KMUs wird nachhaltiges Wirtschaften künftig nicht nur eine strategische Entscheidung, sondern eine Verpflichtung sein. Im Rahmen des European Green Deal hat die EU die 2023 verabschiedete CSRD-Richtlinie (Corporate Sustainability Reporting Directive) erlassen, die im Juli 2024 in deutsches Recht überführt wurde. Sie verpflichtet große Unternehmen ab 2025 und KMUs ab 2026 zur Erstellung eines Nachhaltigkeitsberichts. Laut KPMG betrifft dies in Deutschland künftig 15.000 Unternehmen.

 

Nachhaltige Wirtschaft rund um Ulm

Es ist also an der Zeit zu handeln, aber wo soll man beginnen? Eine gute Einführung gibt das 2023 erschienene Buch Nachhaltigkeit im Unternehmen. Ein Leitfaden aus der Praxis für die Praxis. Entwickelt und herausgegeben wurde es vom Ulmer Initiativkreis nachhaltige Entwicklung e.V., einem regionalen Zusammenschluss von Unternehmen, die sich bereits seit 1993 für nachhaltige Entwicklung in der Wirtschaft engagieren.

Zu Beginn des Buches beziehen die Herausgeber klar Position: Nachhaltigkeit sei aufgrund der Klimakrise und der geopolitischen Lage längst kein Nischenthema mehr, sondern zur „Chefsache“ geworden. Die nachhaltige Transformation der Wirtschaft kommt aus ihrer Sicht nicht allein durch das freiwillige Engagement von Unternehmen voran. Die Politik müsse Rahmenbedingungen schaffen und bei der Förderung nachhaltiger Technologien Planungssicherheit gewährleisten.

 

Große Nachhaltigkeitsthemen in der Praxis

Dieses Buch zeigt, wie die schrittweise Ausrichtung von KMUs auf nachhaltiges Wirtschaften auf regionaler Ebene aussehen kann. Klar, Ratgeberbücher und Leitfäden versprechen immer Praxisnähe, aber hier wurden ganz konkret die Erfahrungen von KMUs zusammengetragen, die nachhaltiges Wirtschaften voranbringen. Man erfährt, wie die auf die Herstellung von Mehrwegverpackungen spezialisierte Firma Scherplast sich mit Recycling und Circular Economy auseinandersetzt und welche Erfahrungen der Nusshersteller Seeberger mit seinem Nachhaltigkeitsbericht erstellt hat.

Das Buch verknüpft Theorie und Praxis somit sehr anschaulich und gibt einen umfassenden Überblick über zentrale Themen, von der Klimabilanz über Stakeholder-Dialoge, Circular Economy bis hin zum Nachhaltigkeitsreporting. Die vielen Institutionen, Gesetzesvorhaben und Richtlinien, die das Thema Nachhaltigkeit oft sehr technisch und komplex erscheinen lassen, werden dabei unaufgeregt und klar erläutert.

Jedes Themenkapitel ist nach ganz pragmatischen Fragen gegliedert: Worum geht es? Warum ist das wichtig? Wie geht das? Welche Anforderungen und welcher Aufwand sind damit verbunden? Auf diese kurze Übersicht folgen dann die Praxisbeispiele aus den verschiedenen Unternehmen.

 

Regionale Pioniere

Wenn man diese Erfahrungsberichte der einzelnen Unternehmen liest, möchte man eigentlich noch mehr über die Menschen und Geschichten dahinter wissen. Mit Interviews, Reportagen und Bildstrecken hätte man die Nachhaltigkeitspioniere rum um Ulm noch stärker in den Vordergrund rücken, oder sogar ein zweites Buch daraus machen können. Eine bessere redaktionelle Aufbereitung der Inhalte würde dieses Buch noch anschaulicher und ansprechender machen.

Was die Aufmachung des Buches, wie Papier und Umschlag, betrifft, hätte der oekom Verlag es etwas hochwertiger und dennoch nachhaltig produzieren können. Aber man hält auf jeden Fall einen gut lesbaren und praxisbezogenen Leitfaden in der Hand, der Manager:innen insbesondere in kleineren Unternehmen dabei unterstützt, die ersten wichtigen Schritte in Richtung Nachhaltigkeit zu gehen.

 

Nachhaltigkeit im Unternehmen. Ein Leitfaden für die Praxis

Ulmer Initiativkreis nachhaltige Entwicklung e.V.

2023, Softcover, 152 Seiten Oekom Verlag

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